Arbeit kann krank machen. Das erleben Ärzte in der Praxis oft genug, zum Beispiel, wenn sie Patienten mit Rückenschmerzen behandeln, die auf eine schlechte Gestaltung des Büroarbeitsplatzes zurückzuführen sind.
Um so wichtiger ist es, dass Ärzte mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Praxis selbst so einrichten und ihre Arbeitsabläufe so organisieren, dass ihre Mitarbeiter durch die Arbeit gesundheitlich so wenig wie möglich belastet werden.
Patienten sind gute Beobachter. Und wenn sie im Wartezimmer unbequem sitzen oder wenn sie sehen, dass die Fachangestellten auf uralten Bürostühlen in schlechter Körperhaltung sitzen, dann ist es schwer, sie davon zu überzeugen, am eigenen Arbeitsplatz etwas zu ändern.
Folgende Aspekte sind bei einer ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes Arztpraxis zu beachten:
Sitzen am Arbeitsplatz: Nach wie vor gilt: Dynamisches Sitzverhalten soll gefördert, statisches Sitzen dagegen vermieden werden. Auch der Arbeitsalltag in der Praxis sollte sich nach den Empfehlungen von Arbeitsmedizinern richten, die lauten: möglichst 50 Prozent der Arbeitszeit im Sitzen, dafür 25 Prozent in Bewegung und 25 Prozent im Stehen verbringen.
Ab und zu anlehnen – das braucht der Rücken
Wer nun allerdings längere Sitzphasen vor dem Bildschirm oder am Empfang dynamisch gestalten will, dabei aber lediglich auf schwingende Hocker ohne Rückenlehne setzt, tut sich oder seinen Angestellten nicht nur Gutes: Sitzmöbel wie etwa ein gefederter Hocker, sind nicht die Lösung schlechthin, aber für Leute, die in Action sind, häufig aufstehen, die Arbeitssituation wechseln, ist er ideal.
Ihr Manko: das fehlende Rückenteil. Es ist gut und wichtig, sich beim Sitzen ab und zu anzulehnen. Fehlt bei einem Sitzmöbel die Rückenlehne, wird es zum Trainingsgerät. Die Rücklage gibt der Muskulatur eine Pause und entlastet die Wirbelsäule. Darum sollte man sich immer mal wieder anlehnen, sodass der Rücken zu den Oberschenkeln einen Winkel von etwa 130 Grad bilden kann.
Auch das dauerhafte Sitzen auf großen Gymnastikbällen kann zu unangenehmen Nebenwirkungen führen: Das ständige instabile Sitzen lässt die Muskeln dauerhaft kontrahieren. Das hat zur Folge, dass Muskelverspannungen auftreten“, Zudem wird die Blutzufuhr zum Rückenstrecker gehemmt.
Besser sei es, etwa im Sprechzimmer, den klassischen Bürostuhl zwischendurch gegen einen Hocker zu tauschen. Oder aufzustehen: An zweigeteilten Schreibtischen arbeiten, mit einer Schreibtischplatte auf Sitzhöhe und einem abgeteilten Stehpult, zum Beispiel für das Telefon“.
Sitzen im Wartezimmer: Der Designerstuhl mit brettharter, tiefer Sitzfläche, im 90-Grad-Winkel verbunden mit einer statischen Lehne, die keinen Millimeter nachgibt: im Wartezimmer ist das ein ergonomisches Tabu – und zum Glück eher selten anzutreffen. Weiche, tiefe Sessel im Loungestil, in die man hineinsinkt, zieren Praxen häufiger, werden aber längst nicht von jedem Patient als angenehm empfunden.
Den perfekten Wartezimmerstuhl gibt es wohl nicht. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass die Sitzfläche so hoch gelagert ist, dass die Kniegelenke keinen 90-Grad-Winkel bilden, sondern einen offeneren, etwa 80 Grad-Winkel. Auch die Hüfte sollte nicht zu sehr abknicken, darum darf der Po nicht zu tief sitzen. Gut sind zudem Stühle mit Armlehnen, denn die entlasten den Schultergürtel.
Im Allgemeinen gilt, unterschiedliche Sitzgelegenheiten anbieten, Stehhilfen, die besonders Schmerzpatienten die Wartezeiten etwas erleichtern, auch Stehpulte im Wartezimmer – all das sind Optionen für ein ergonomisch gestaltetes Wartezimmer. Dazu gibt es natürlich noch viele weitere Informationen zum Thema Büro- und Praxisgestaltung.